Historisches: Rückblick, „mein Freund und Helfer“ und ich (Teil 2)
Die verschiedenen Diskussionen zur Polizei, die allenthalben stattfinden, haben mich auf die Idee kommen lassen, einmal darüber nachzudenken, wie ich im Laufe meines Lebens die Polizei erlebt habe. Ich will chronologisch die „wichtigsten Begegnungen“ schildern. Während meines Studiums in Darmstadt fand der so genannte „deutsche Herbst“ statt. Das war die
Zeit der RAF (Rote Armee Fraktion) und der Fahndungen danach. Der Raum Darmstadt – Frankfurt war stark betroffen. So vermutete die Polizei (zu Recht) im Nachbarort meiner Eltern eine
Wohnung der RAF und so kam ich auch in eine Straßenkontrolle der Polizei. Ein Straßenabschnitt war nachts hell erleuchtet, mehrere Beamte kontrollierten Fahrzeugpapiere und Autos. Im Umkreis im Dunklen, das merkte ich erst spät, verbargen sich Bereitschaftspolizisten mit Maschinenpistolen im Anschlag. Da ich meine Papiere immer im Kofferraum aufbewahre, fragte ich vorsichtshalber die Verkehrspolizisten, ob ich die Papiere selbst hervorholen darf oder ob sie es selbst machen wollten. Erst nach Zustimmung der Beamten stieg ich aus und zeigte meine Papiere. Vorsicht war halt geboten.
Noch unwohler fühlte ich mich in einem Frankfurter Studentenlokal „Sinkkasten“, als plötzlich bewaffnete Bereitschaftspolizisten das Lokal stürmten und dann im Lokal mit Waffen im Anschlag die Gäste überprüften.
Da ging es in Darmstadt doch wesentlich gemütlicher zu. Ich fuhr mit meinem Auto zur Hochschule in der Innenstadt, schon damals war der Parkplatz knapp. Unter diesen Umständen habe ich Einparken und Platz sparend parken gelernt. War wirklich kein Stellplatz mehr zu finden, dann gab es für Eingeweihte ein letztes Plätzchen. Das befand sich vor dem Eingangstor zum chemischen Institut zwischen Tor-Mauer und benachbarten Park, gerade groß genug für einen VW-Käfer parallel zur Mauer und hinter dem öffentlichen Bürgersteig.
Für den Park war ein Feldschütz verantwortlich, für den Bürgersteig die Polizei, der Platz gehörte aber zur Hochschule. Der Feldschütz überschritt regelmäßig seine Kompetenz und verteilte Strafzettel, die man dann beim zuständigen Polizeirevier kostenfrei abgeben konnte. Jahre später hat man auf das strittige Plätzchen dann riesige Wackersteine gerollt. Selbst hatte ich also keinen direkten Kontakt zur Polizei, doch im Umfeld tat sich dies und das. Da gab es eine Disko, in der sich eine Gruppe junger Leute besonders auf der Tanzfläche präsentierte.
Das endete abrupt, durch das Fernsehen erfuhren wir warum: Die fleißigen Tänzer hatten gemeinsam einen Geldtransport überfallen und waren gefasst worden.
Im „Club Voltaire“ wurde viel über Politik diskutiert. Dabei war auch eine sehr nette Krankenschwester, später erfuhr ich: es war Inge Viet (RAF, dann in DDR versteckt bis zur Wende).
Wir konnten auch den gesamten Straßenbahnverkehr lahmlegen, ohne dass die Polizei uns festgenommen hätte, unsere Demo wurde im Rahmen der Auseinandersetzungen mit dem Springerverlag hingenommen. Springer hatte eine Großdruckerei in Darmstadt, in der auch DER SPIEGEL gedruckt wurde.
In diesem Sinne… Weitere Geschichten werden folgen…
Jubiläen und Merkwürdigkeiten Dezember:
??.12.1928
Die Adam Opel KG wird zur Adam Opel AG.
01.12.1920
Hermann Mahle tritt in den „Versuchsbau Hellmuth Hirth“ ein. Die heutige Firma Mahle nennt dieses Datum ihr Gründungsdatum.
03.12.1945
Erstflug Handley Page Hermes, erstes britisches Verkehrsflugzeug nach dem Krieg.
04.12.1945
Dem Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer wird von der britischen Militärregierung die politische Betätigung wieder erlaubt.
07.12.1970
Kniefall von Willy Brandt in Warschau und Unterzeichnung des Warschauer Vertrages zwischen der Bundesrepublik und Polen.
09.12.1970
Artjom Iwanowitsch Mikojan, sowjetischer Flugzeugkonstrukteur aus Armenien stirbt 65-jährig in Moskau. Er zeichnet verantwortlich für mehrere MIG-Flugzeuge.
11.12.1945
Jarno Karl Keimo Saarinen wird in Turku, Finnland, geboren, er stirbt bei einem Rennunfall 28-jährig in Monza. Er ist einer der erfolgreichsten Motorrad-Rennfahrer seiner Zeit (1970 – 1973). Er fährt auf Puch und wird durch das herumfliegende Motorrad des tödlich verunglückten Italieners Renzo Pasolini tödlich getroffen.
14.12.1870
Karl Renner wird in Mähren geboren, er stirbt 80-jährig in Wien. Renner war nach dem ersten Weltkrieg mehrfach Staatskanzler der 1. Republik Österreich, als Parlamentspräsident weicht er der Dollfuß-Diktatur, befürwortet den Anschluss Österreichs und des Sudetenlands und wird in der 2. Republik bis zu seinem Tod Staatspräsident.
14.12.1945
In Bad Godesberg wird die CDU der Westzonen gegründet.
15.12.1970
Gaston Charles Duval, französischer Autorennfahrer, stirbt 74-jährig. Zwischen 1925 und 1928
fährt er Rennen auf S.A.R.A.
16.12.1920
Österreich wird in den Völkerbund aufgenommen.
16.12.1920
Alfred Lazarus „Les“ Leston wird in Nottingham geboren, er stirbt 92-jährig. Er ist erfolgreicher
Rennfahrer in der neuen Formel-3. Ein schwerer Unfall beendet 1957 seine Rennkarriere.
16.12.1945
Giovanni Agnelli stirbt in Turin 79-jährig. Er gründet am 11.07.1899 mit 7 anderen FIAT (Fabbrica
Italiana Automobili Torino). Er ist 1920 bis 1943 Präsident des Unternehmens.
16.12.1970
Paul von Guilleaume stirbt 77-jährig in Köln. In seiner Jugend fährt er Autorennen (1937 bis 1939
auf Adler, LeMans). Viele Jahre ist er Sportpräsident des ADAC.
18.12.1870
König Wilhelm in Preußen akzeptiert den Kaisertitel gegenüber einer Deputation des Reichstags in Versailles.
18.12.1895
Laurin & Klement wird gegründet. Fahrräder, Motorräder und Automobile werden gebaut. Das Maschinenbauunternehmen Skoda übernimmt die Firma am 27.06.1925, bis dahin werden ca. 60
Automodelle gebaut.
18.12.1995
Konrad Ernst Otto Zuse stirbt 85-jährig in Hünfeld, Hessen. Er ist Bauingenieur und Erfinder des ersten programmierbaren Computers der Welt (Z3 1941). Er entwickelt die erste Prozesssteuerung und den ersten Analog-Digital-Wandler. https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Zuse
19.12.1945
Antoine Salamin wird in der Schweiz geboren. Der Architekt fährt Rennen auf Porsche 935 (Schweizer Sportwagen-Meisterschaft 1985) und gründet 1987 einen eigenen Rennstall (Porsche
962). Er beendet seine Aktivitäten 1991.
20.12.1920
Brunhilde Melitta „Bruni“ Löbel wird in Chemnitz geboren, sie stirbt 86-jährig in Mühldorf. Die Schauspielerin tritt in vielen Filmen auf und arbeitet an der Münchner Komödie.
22.12.1945
Erstflug Beechcraft Bonanza.
27.12.1945
Der Internationale Währungsfond wird gegründet.
27.12.1945
Unter britischer Militärregie beginnt im VW-Werk die Produktion von Zivilfahrzeugen.
27.12.1995
Fünfter registrierter französischer Atomwaffentest auf Mururoa. Frankreich zündet zwischen 1966 und 1996 oberirdisch 41 und unterirdisch 147 Kernwaffen. Mururoa ist bis heute Sperrgebiet. https://de.wikipedia.org/wiki/Mururoa
28.12.1895
Erste kommerzielle Filmvorführung in Paris durch die Gebrüder Lumière.
31.12.1870
Hugo Reinz gründet in Berlin-Charlottenburg eine Firma für Eisenbahn- und Industriebedarf, wozu auch „Flachdichtungen“ gehören.
Vor 75 Jahren
Vor 75 Jahren war nach 6 Jahren Krieg erstmalig Frieden zu Weihnachten! Ich denke, daran sollte man sich in heutiger Zeit erinnern. Von vielen Menschen war der Verbleib noch ungewiss, andere saßen in Gefangenschaft oder waren zu Zwangsarbeit verpflichtet – nicht nur in der Sowjetunion, auch in westeuropäischen Ländern. Viele Menschen waren heimatlos, ohne Dach über dem Kopf oder konnten nicht ohne Gefahr zurück in ihre Heimat. Russen, die in deutscher Gefangenschaft glücklich überlebt hatten, wurden von Stalin zur Zwangsarbeit nach Sibirien geschickt zur Strafe, weil sie überlebt hatten. Ich erinnere an diese Zeit, weil es heute so viele Menschen gibt, die sich „ihrer Freiheit beraubt“ fühlen, wenn sie ein paar Tage zu Hause bleiben sollen. Meine Familie ist sehr glimpflich davongekommen. Nach einer Zwangsverpflichtung durch die Alliierten konnte mein Vater schon Ende 1945 aus der Gefangenschaft entlassen werden, so dass er am 31.12.1945 meine Mutter heiraten konnte. Er erhielt dann, von den USA befördert, eine Stelle bei einem Zulieferer der V2 bis diese Fertigung nach USA verlegt wurde. Danach arbeitslos, erhielt er eine große Abfindung von der Militärregierung und wurde noch bis 1951 eingeladen, in die USA zu kommen.
Ich wünsche allen Mitgliedern ein ruhiges und angenehmes Weihnachtsfest und ein gutes neues
Jahr. Gesundheit in großen Mengen und was es sonst noch wünschbar Schönes gibt!
Carsten, wir sehen uns in Pentenried…