Die Geburtsstunde des Motorsports 1894 begann mit der Zuverlässigkeitsfahrt von Paris nach Rouen, vor 120 Jahren.
Die Sieger der Wettfahrt von Paris nach Rouen sind die Fahrzeuge von Panhard & Levassor und Peugeot, aber auch das Automobil mit Verbrennungsmotor an sich. Auf der 126 Kilometer langen Strecke beweist das vom schnelllaufenden Daimler-Motor angetriebene Kraftfahrzeug seine Überlegenheit über Straßenfahrzeuge mit anderen Antrieben.
21 Fahrzeuge sind zur Wettfahrt von Paris nach Rouen zugelassen. Sie haben an den drei Tagen vor dem abschließenden Wettbewerb bereits bei Probefahrten ihre Tauglichkeit zur Teilnahme an der Fernfahrt erweisen müssen. Um 7 Uhr nehmen die Wagen am 22. Juli 1894 ihre Startplätze an der Porte Maillot im Pariser Stadtteil Neuilly sur Seine ein.
Die Fahrzeuge sollen bei dem Wettbewerb vielmehr ihre umfassende Tauglichkeit für den Straßenverkehr beweisen: Gewinnen wird der Wagen, der am besten die Kriterien erfüllt, leicht zu bedienen und nicht zu teuer im Betrieb ist. Sicherheit, leichte Bedienbarkeit und überschaubare Kosten für des erst acht Jahre alten Automobils mit schnelllaufendem Verbrennungsmotor sind die Kriterien, im besonderen zur Dampftechnik.
Von Paris führt die Strecke nach Mantes, wo Mittagspause eingelegt wird. Frisch gestärkt geht es weiter in Richtung Rouen, wo das erste Fahrzeug (De Dion) um 17:40 Uhr ankommt. Es folgen zwei Wagen von Peugeot mit dem 2,6 kW (3,5 PS) starken Daimler Zweizylinder-V-Motor (Albert Lemaitre/17:45 Uhr, Auguste Doriot/17:50 Uhr) sowie zwei weitere Fahrzeuge von Panhard & Levassor, die ebenfalls von Daimler-Motoren angetrieben sind (Paul Panhard/18:03 Uhr, Émile Levassor/18:30 Uhr). Das „Système Daimler“ ist ein Zweizylinder-V-Motor, der nach den Originalplänen Gottlieb Daimlers in Frankreich in Lizenz gebaut wird.
Insgesamt erreichen 17 Fahrzeuge das Ziel als 14. kommt der auf einem Fahrzeug von Benz mit 3,7 kW (5 PS) Leistung startende Ingenieur Emile Roger ins Ziel. Er ist seit 1888 alleiniger Vertreter für Fahrzeuge und Motoren von Benz in Frankreich, lässt jedoch bei der Meldung für die Wettfahrt von Paris nach Rouen 1894 geflissentlich die Herkunft des Mannheimer Automobils unter den Tisch fallen. Roger erhält den 5. Preis des Wettbewerbs und wird im Abschlussbericht, der am 24. Juli 1894 in „Le Petit Journal“ erscheint, ausdrücklich für die „erfolgreichen Verbesserungen am Automobil mit Benzinmotor“ gewürdigt.
Die Marken Panhard & Levassor und Peugeot teilen sich den ersten Preis in Höhe von 5.000 Francs für ihre mit Daimler-Motoren ausgerüsteten Fahrzeuge.
Wettfahrten wie der 1894 ausgetragene sollen und konnten dazu beitragen die ungelösten technische Aufgaben der Ingenieure zu lösen. Zum Ende des 19. Jahrhunderts hat der menschliche Erfindungsreichtum, der in weniger als hundert Jahren die Dampfkraft, das Gas, die Elektrizität und andere Antriebsarten geschaffen hat, noch immer kein mechanisches Verfahren gefunden, um Pferde als Antrieb von Fahrzeugen zu ersetzen. Daher ist die Wettfahrt von Paris nach Rouen als Geburtststunde des Motorsports wie auch der verschiedenen Antriebstechniken – aus dem das Automobil als klarer Sieger hervorgeht.
Der Daimler-Motor, entwickelt von einem Mechaniker aus Württemberg in Rouen anwesend war, hat den Treibstoff Petroleum oder Gasolin praktisch nutzbar gemacht.
Bereits 1887 verhandelt Gottlieb Daimler über die Auswertung seiner Entwicklungen im französischen Staatsgebiet mit Edouard Sarazin aus Paris. Sarazin wiederum vereinbart mit dem Unternehmer Emile Levassor, dass dieser die Daimler-Motoren in Lizenz bauen wird. Nach dem frühen Tod Sarazins führt dessen Frau Louise – sie wird später Levassor heiraten – das Geschäft fort und legt damit den Grundstein für die französische Automobilindustrie. Denn die von Panhard & Levassor ab dem Jahr 1889 gebauten Motoren beflügeln die Entwicklung des Automobils in Frankreich.